Donnerstag, 28. September 2023 - 19.00
Im Oktober 2022 waren beide Autorinnen erstmalig mit Texten und Gesprächsbeiträgen beim ukrainisch-deutschen Literaturtreffen »Eine Brücke aus Papier« in Weimar zu hören. Die unterschiedlich akzentuierten literarischen Zeugnisse ihres Lebens und Schreibens »aus dem Notfallkoffer« standen ganz im Zeichen des unmittelbar erfahrenen Kriegsalltags in der Ukraine und während der Flucht. Arbeit, Leben, Sprache, Gefühle, Bilder – fragmentarische Augenblicke Erinnerungen bedrängen, bedrücken, verdichten einander darin, werden wieder auseinandergerissen in Engführungen neu zusammengefügt. Die künstlerische Autonomie als Schriftstellerin ist dabei in steter Reibung begriffen mit der politischen und persönlichen familiären Situation als Frau.
Knapp ein Jahr später möchten wir uns gemeinsam mit Khrstyna Kozlovska und Natalka Sniadanko dieser Spannungsbeziehung mit ihren Ängsten, Alpträumen, Verlusten, aber auch wieder sichtbaren roten Fäden, Visionen und neuen literarischen Vorhaben stellen. Unsere Gäste sind dazu eingeladen, in zwei eigenständigen Lesungen nacheinander, Gedichte und Prosa-Ausschnitte in ukrainischer und deutsche Sprache zu hören und mit der jeweiligen Autorin ins Gespräch zu kommen. Koordiniert und moderiert wird der Abend von Dr. Ulrike Müller. Die mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen als Koop-Partnerin 2023 erstmalig in der LiteraturEtage durchgeführte Veranstaltung hat zum Ziel, ukrainische Literatur in ihrer aktuellen und historischen Bedeutung einmal jährlich hier vor Ort bekannter zu machen, Autorinnen tatkräftig zu fördern und dafür zu Sorgen, dass der Alltag dieses unverändert brutalen Krieges auch in diesem Land niemals zum Alltag wird.
Natalka Sniadanko, geb. 1973 in Lwiw, Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin. Ende Februar, nach der Ausweitung des russischen Krieges gegen die Ukraine, verließ die Autorin mit ihren beiden Kindern ihre Heimatstadt Lwiw. Sie lebte zunächst als Gastautorin des Dt. Literaturarchivs in Marbach, hat ihren Wohnsitz jetzt in Leipzig. Werke, die in dt. Sprache vorliegen: »Sammlung der Leidenschaften« (Romandebüt, 2001/2007), »Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen« (Roman 2013/2016), »Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde« (2017/2021), ein Roman, in dem sich die Autorin mit der jüngeren ukrainischen Geschichte bis zur Gegenwart auseinandersetzt.
Khrystyna Kozlovska, geb. 1989 in Iwano-Frankiwsk, Schriftstellerin, Lyrikerin und Journalistin, studierte Anglistik, lebt als Stipendiatin der Kulturstiftung Sachsen in Leipzig. Ihre Werke: Prosatexte und vor allem Lyrik darunter »Kleine Ra«, »Was ist denn los« und »Notfallkoffer«, wurden in Anthologien veröffentlicht, in mehrere Sprachen übersetzt, doch bisher kaum ins Deutsche, ausgezeichnet mit Preisen wie 2014 und 2021 dem Literaturpreis des Verlags Smoloskyp. Derzeit schreibt Khrystyna Kozlovska einen Roman, erstellt eine Landkarte zu Orten verbrannter Bücher der und zerstörter Kultureinrichtungen der Ukraine (Ausstellungsprojekt) und richtet im Auftrag der Stadtbibliothek Leipzig eine ukrainische Bibliothek ein.
Moderation: Dr. Ulrike Müller
Ort: LiteraturEtage, Marktstr. 2-4 (OG), 99423 Weimar
Beginn: 19:00 Uhr
Eintritt frei
Eine Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen in Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.