Zweiundsechzig Montagskolumnen, für die Thüringische Landeszeitung geschrieben, greifen Themen des Tages auf und treffen den Nerv - witzig, subtil und hintergründig.
Aber eigentlich ist es so, dass ich mich für Kommentare deswegen nicht interessiere, weil sie unlöslich an Fakten gebunden sind. Zahlen und Fakten taugen zur Buchhaltung, zu statistischen Jahrbüchern und zu Wasserstandsmeldungen für Saale und Ilm und sonst gar nichts. Tatsachen sind das, was man in der Branche interessant, aber langweilig nennt. Was weiß man schon, wenn man weiß, dass die "Iphigenie" am 6. April 1779 in Weimar ihre erste Aufführung erlebte, wenn man nicht zugleich weiß, was das bedeutet. Was weiß man, wenn man weiß, das ein Geldkoffer um 17.30 Uhr MEZ in der Herrentoilette eines Einkaufszentrums den Besitzer gewechselt hat. Was war drin, in dem Koffer und vor allem warum, das ist hier die Frage. Was steckt dahinter? Was steckt hinter den Tatsachen, was verbergen sie, welche Wahrheit birgt die "Iphigenie"? Liegt hinter der Wirklichkeit vielleicht erst die wirkliche Wirklichkeit? Die wirklich spannenden Geschichten werden zwischen den Zeilen erzählt, in den Zwischenräumen der Worte. Ich schwöre bei der Erdachse, daran glaube ich. Und daran, dass die Ironie und die Satire famose Luftpumpen sind. Denn man muss die Wahrheit aufblasen, damit sie deutlich wird. Und manchmal bis sie platzt.
Wulf Kirsten
Paperback, 96 Seiten - 22 × 12,5 cm Band 2
ISBN 3-86160-302-0
8,60 €